Homefront: Unterschied zwischen den Versionen

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Spiele, welche die Thematik des Kalten Krieges nach 1989/1991 behandeln stellen einen Teil der Erinnerungskultur auf die Zeit des Kalten Krieges dar, und beeinflussen diese gleichzeitig.<ref>Florian Greiner und Maren Röger, „We do not reward failure“. Brett- und Videospiele zum Kalten Krieg in Ost und West (1977–2017), in: Zeitgeschichte-online, Dezember 2017, URL: https://zeitgeschichte-online.de/thema/we-do-not-reward-failure</ref>  Im Spiel Arms Race werden verschiedenen Punkte der heutigen Erinnerung an den Kalten Krieg markant im Spiel herausgestellt. Zum einen ist die personelle Orientierung an historischen Persönlichkeiten zu erkennen. Dadurch, dass Staatschefs wie Josef Stalin oder John F. Kennedy als eine Art Hauptcharaktere im Spiel, mit Bild, eingeblendet werden, wird die geschichtliche Zuspitzung auf einzelne handelnde Personen verstärkt bzw. es wird die Omnipräsenz verdeutlicht , die diese Zuspitzung in der Erinnerungskultur einnimmt.
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In Homefront wird ein mögliches Szenario dargelegt, wie der [[Koreakrieg|https://de.wikipedia.org/wiki/Koreakrieg]] hätte enden können, der erste Stellvertreterkrieg des Kalten Krieges. Obwohl das Spiel erst im Jahr 2027 spielt, wird dem Spieler zu Beginn eine fiktive Zeitleiste gezeigt, in der klar wird, wie sich der Konflikt entwickelt hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten sich die Sowjetunion und die USA Korea auf. Als die Nordkoreanische Volksarmee 1950 die Grenzen zu Südkorea überschritt und amerikanische Luftwaffenstützpunkte attackierte, begann ein dreijähriger Krieg zwischen den beiden Besatzungszonen. Auf Seite des Nordens kämpften neben der Koreanischen Volksarmee auch die Sowjetunion und China. Ihnen gegenüber standen neben südkoreanischen auch US- und UN-Truppen. Insgesamt warf die amerikanische Luftwaffe über Nordkorea mehr Bomben ab als während des gesamten Pazifik-Krieges der Jahre 1941 bis 1945.  Als Resultat des Koreakrieges blieb die Teilung des Landes bestehen, das dadurch zu einem stetigen potenziellen Brandherd in der Zeit des Kalten Krieges – und darüber hinaus – wurde.  
Ein anderer Punkt in diesem Zusammenhang der Fokus auf den sogenannten Space Race, dieser Wettstreit zum All, der oft symptomatisch für den Kalten Krieg gesehen wird, kommt auch in Arms Race eine wichtige Bedeutung zu. Zu Beginn des Spieles ist es so sinnvoll in Raumfahrtprojekte zu investieren um an globalem Einfluss zu gewinnen. Diese Darstellung kann ebenso mit der starken Fokussierung aus der Erinnerungskultur heraus erklärt werden, in der insbesondere der erste Satellit (Sputnik) der UdSSR und die Mondlandung durch die USA eine herausragende Stellung in der medialen Wiedergabe des Kalten Krieges einnimmt.<ref>Aaron Friedberg, The United States and the Cold War Arms Race, in: Reviewing the Cold War. Aproaches, Interpretations, Theory, hg. V. Odd Arne Westad, London 2000, S. 216-223.</ref>  Im Vergleich zu anderen Darstellungen des Kalten Krieges in Computerspielen, wie zum Beispiel „Theatre Europe“, ist der bereits beschriebene Fokus auf wirtschaftliche Aspekte in Arms Race ein unterscheidender Faktor. Während in Theatre Europe (1985) der Fokus fast ausschließlich auf einer militärischen Auseinandersetzung in einem kontrafaktischen dritten Weltkrieg liegt, werden in Arms Race auch die ökonomischen und diplomatischen Gesichtspunkte miteinbezogen, die zum Teil eine Deeskalation für den Spielerfolg sinnvoller machen als einen kriegerischen Konflikt.<ref>Tobias Meßmer, Theatre Europe (1985) . Kriegstreiberei oder Appell an die Vernunft?, in: Zeitgeschichte-online,Dezember 2017, URL:https://zeitgeschichte-online.de/thema/theatre-europe</ref>
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In der ersten Szene der erwähnten Zeitleiste sieht man, wie Hillary Clinton als, US- Außenministerin Anfang der 2010er Jahre in einer Pressekonferenz bekannt gibt, dass ein südkoreanisches Kriegsschiff von einem nordkoreanischen U-Boot versenkt wurde. Hier wird Bezug genommen auf ein reales Ereignis, den Untergang der Cheonan im März 2010. In Homefront beginnt damit der Siegeszug Nordkoreas. Der Diktator Kim Jong-il verstirbt und sein Sohn Kim Jong-un tritt seine Nachfolge an. Unter seiner Führung vereint er Süd- und Nordkorea zur Großkoreanischen Republik. Die koreanischen Truppen nehmen Hawaii ein und erlangen Kontrolle über San Francisco. An diesem Punkt steigt man in das Geschehen ein.
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Die Parallelen zur Realität sind offenkundig. Zwei Jahre nach dem mutmaßlichen Torpedoangriff auf das südkoreanische Kriegsschiff verstarb Kim Jong-il tatsächlich und Kim Jong-un nahm seinen Platz ein. Unter dessen Führung trat Nordkorea aus dem Atomabkommen mit dem USA aus und konstruiert und testete neue Waffen, um Südkorea, Nachbarländer wie Japan, aber auch den Westen zu provozieren. Im Unterschied zum Spiel lassen sich gegenwärtig allerdings diplomatische Annäherungen zwischen Norden und Süden feststellen.  
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Version vom 16. Februar 2019, 09:13 Uhr


  1. Schlagwörter: Nordkorea, USA, Koreakrieg
  2. Genre: First-Person-Shooter
  3. Erscheinungsjahr: 2011
  4. Geschichtlicher Zeitraum: ca. 2027
  5. Plattform: PC, Playstation 3, Xbox 360
  6. Urheber: Kaos Studios (USA)


Überblick

Ausganssituation des zukunftsbasierten Ego-Shooters Homefront ist ein vereinigtes Korea unter der Führung des kommunistischen Nordkoreas. In den folgenden Jahren erobert Korea große Teile Süd-Ost-Asiens sowie Japan. Die USA ist von einer Wirtschaftskrise noch immer stark geschwächt und als dort auch noch eine tödliche Grippe-Epidemie ausbricht, marschiert Korea in das Land ein und übt eine brutale Schreckensherrschaft aus. In Homefront schlüpft man in die Rolle von Robert Jacobs, einem ehemaligen Piloten, der sich amerikanischen Widerstandskämpfern anschließt und sich gemeinsam mit ihnen den koreanischen Truppen stellt. Später im Spiel wird klar, Jacobs soll bei einem Überfall auf koreanische Tanklaster helfen. Die US-Truppen brauchen den Treibstoff für die Befreiung San Franciscos.[1]

Hintergrund

In Homefront wird ein mögliches Szenario dargelegt, wie der https://de.wikipedia.org/wiki/Koreakrieg hätte enden können, der erste Stellvertreterkrieg des Kalten Krieges. Obwohl das Spiel erst im Jahr 2027 spielt, wird dem Spieler zu Beginn eine fiktive Zeitleiste gezeigt, in der klar wird, wie sich der Konflikt entwickelt hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten sich die Sowjetunion und die USA Korea auf. Als die Nordkoreanische Volksarmee 1950 die Grenzen zu Südkorea überschritt und amerikanische Luftwaffenstützpunkte attackierte, begann ein dreijähriger Krieg zwischen den beiden Besatzungszonen. Auf Seite des Nordens kämpften neben der Koreanischen Volksarmee auch die Sowjetunion und China. Ihnen gegenüber standen neben südkoreanischen auch US- und UN-Truppen. Insgesamt warf die amerikanische Luftwaffe über Nordkorea mehr Bomben ab als während des gesamten Pazifik-Krieges der Jahre 1941 bis 1945. Als Resultat des Koreakrieges blieb die Teilung des Landes bestehen, das dadurch zu einem stetigen potenziellen Brandherd in der Zeit des Kalten Krieges – und darüber hinaus – wurde. In der ersten Szene der erwähnten Zeitleiste sieht man, wie Hillary Clinton als, US- Außenministerin Anfang der 2010er Jahre in einer Pressekonferenz bekannt gibt, dass ein südkoreanisches Kriegsschiff von einem nordkoreanischen U-Boot versenkt wurde. Hier wird Bezug genommen auf ein reales Ereignis, den Untergang der Cheonan im März 2010. In Homefront beginnt damit der Siegeszug Nordkoreas. Der Diktator Kim Jong-il verstirbt und sein Sohn Kim Jong-un tritt seine Nachfolge an. Unter seiner Führung vereint er Süd- und Nordkorea zur Großkoreanischen Republik. Die koreanischen Truppen nehmen Hawaii ein und erlangen Kontrolle über San Francisco. An diesem Punkt steigt man in das Geschehen ein. Die Parallelen zur Realität sind offenkundig. Zwei Jahre nach dem mutmaßlichen Torpedoangriff auf das südkoreanische Kriegsschiff verstarb Kim Jong-il tatsächlich und Kim Jong-un nahm seinen Platz ein. Unter dessen Führung trat Nordkorea aus dem Atomabkommen mit dem USA aus und konstruiert und testete neue Waffen, um Südkorea, Nachbarländer wie Japan, aber auch den Westen zu provozieren. Im Unterschied zum Spiel lassen sich gegenwärtig allerdings diplomatische Annäherungen zwischen Norden und Süden feststellen.


  1. Foto CV klein.jpg Autor: Elischa Rietzler B.A.
    Elischa Rietzler absolviert den Masterstudiengang Historische Wissenschaften an der Universität Augsburg.


Nachweise

  1. Fabian Siegismund, Homefront im Test - Starke Bilder, schwacher Ton,abgerufen am 08.02.2019, URL: https://www.gamestar.de/artikel/homefront-im-test-starke-bilder-schwacher-ton,2321609.html.